Wirtshäuser, auch Kaffeehäuser, befriedigen bekanntlich nicht nur die leiblichen Bedürfnisse der Gäste, sind nicht lediglich Essensausgabestätten, sondern von jeher auch soziale und gesellige Orte, Begegnungsräume menschlicher, aber auch musikalischer Natur. Letzteres nennt sich u. a. Musikantenstammtisch und das hinter diesem Titel verborgene System ist ein Einfaches:
Eine zuvor nicht festgelegte Anzahl von Musikanten und Sängern trifft sich in einer Lokalität wirtshäuslichen Charakters zum gemeinsamen ungeprobten freien Musizieren – wohlgemerkt oft auf höchstem Niveau – und zwar ohne Bühne, ohne Gage oder Eintritt, ohne fixen Ablauf, ohne Moderator, aber mit Programm:
Programm sind das eigene Vergnügen und die Unterhaltung der Gäste. Diese, die Gäste, werden nicht auf ein Dasein als Publikum reduziert, sondern können sich einbringen, mitsingen, mitmusizieren, tanzen, aber natürlich auch zualosen, diskutieren, philosophieren, Karten spielen, sich unterhalten, essen oder ihr Bier an der Pudl trinken. Sie können also Zuhörer, Musiker oder einfach nur Gast sein und zwischen diesen Rollen ganz nach Belieben wechseln – und all das kann nebeneinander passieren und existieren – in einem „interdisziplinären Wirtshaussitzen“.